Wer mich kennt weiß, dass ich Bücher, die im 2. Weltkrieg spielen, sehr gerne lese. Auch Winterhonig gehört dazu.
Daniela Ohms – Winterhonig
, Knaur, HC, 592 Seiten, 19,99 €
Kurzinhalt:
Mathilda wächst in einer Großfamilie auf dem Land auf und lernt schon als Kind den Stalljungen Karl kennen. Mit den Jahren wächst die Zuneigung. Doch abgesehen davon, dass ihr Vater wegen alter Familienfehden Karl nicht akzeptieren würde, hat Karl ein Geheimnis. Dieses Geheimnis ist für ihn gefährlich und kann auch Mathilda in Gefahr bringen.
Cover:
Vom Cover bin ich leider nicht so begeistert. Und ich muss dazu sagen: Das Auge isst mit, nicht nur beim Essen, sondern auch beim Bücherkauf. Und hier ist es so, dass es mir im Buchladen einfach nicht aufgefallen wäre, weil es sehr schlicht und unauffällig ist. Und auch der Titel macht erstmal nicht neugierig, weil mir, wie vermutlich den meisten, das Wort „winterhonig“ nichts sagt und ich vor dem Lesen nicht wusste, was es ist (wer es wissen möchte, bitte bis zum Ende des Beitrags scrollen, da verrate ich es euch).
Meine Meinung:
Es passiert nicht oft, aber dieses Buch hat es geschafft. Es gab in diesem Buch einige Passagen, die sich gezogen haben. Ich dachte zeitweise: „Ok, das hätte nicht so ausführlich sein müssen bzw. das hätte man auf weniger Seiten zusammenfassen können.“ Aaaaaber… es war nie langweilig. Es hat Spaß gemacht, es hat mich unterhalten. Ich dachte immer das wäre ein Widerspruch in sich, wenn sich ein Buch in die Länge zieht und Spaß, aber hier hat es funktioniert.
Die Geschichte zwischen Mathilda und Karl steht im Vordergrund, aber auch Mathildas Bruder, der den Kontakt zwischen seinem besten Freund Karl und Mathilda erst hergestellt hat, spielt eine wichtige Rolle. Eine sehr wichtige sogar. Durch ihn habe ich gemerkt, dass selbst unscheinbare Nebenrollen eine tragende Rolle spielen können. Warum, verrate ich euch hier nicht, das müsst ihr selbst lesen.
Immer wieder gibt es auch Rückblicke, die von Mathildas schwerer Kindheit erzählen. Als Nachzüglerin in der Familie, voll von Trauer über den frühen Tod ihrer Mutter und seit jeher ein eher bescheidenes Verhältnis zu ihrem Vater, hat Mathilda es nicht leicht. Schon früh muss sie auf dem Hof mitanpacken und als im Krieg nach und nach ihre Brüder in die Wehrmacht eingezogen werden, müssen die Mädchen die schweren Arbeiten übernehmen. Einziger Lichtblick ist Karl, der ihren unstillbaren Durst nach Wissen befriedigt und sie zum Lachen bringt. Ihr zeigt, dass das Leben auch Spaß machen kann, selbst wenn es schlechte Zeiten gibt.
Mir gefallen die Charaktere wirklich sehr. Sie sind sehr vielfältig und jeder ist einzigartig. Selbst augenscheinlich unsympathische Charaktere werden erklärt, bzw. man versteht nach einiger Zeit warum sie so geworden sind und akzeptiert ist. Natürlich nicht mit jedem Charakter: Wir sind hier immer noch im 2. Weltkrieg, wo Machthunger und Gewalt herrscht.
Der Roman ist meiner Meinung nach sehr authentisch und man kann sich wirklich vorstellen, wie das Leben auf dem Land im 2. Weltkrieg gewesen sein muss. Wenn auch von Bomben häufig verschont, so mussten die Menschen trotzdem ihren Beitrag zum vermeintlichen zukünftigen Sieg beitragen. Außerdem hat die Autorin einen sehr flüssigen Schreibstil und ich fand auch das Nachwort sehr interessant. Hier erzählt sie, wie sie überhaupt auf die Idee zur Geschichte gekommen ist und auch, dass ihre Oma einen entscheidenden Beitrag zum Buch geleistet hat und ein Teil des Romans durchaus ihren wahren Kern hat.
Mein Fazit:
Eine unterhaltsame Liebesgeschichte in einer außergewöhnlichen Zeit mit spannenden Charakteren und verschiedensten Emotionen. Mir hat es sehr gut gefallen und erhält deshalb auch 5 von 5 Lesezeichen.
Was ist Winterhonig?
Winterhonig ist ein Glas Honig, das mit verschiedenen Gewürzen vermischt wurde und das Karl Mathilda zur Erinnerung an ihn geschenkt hat. In schlechten Zeiten soll es sie aufheitern und das tut es. Immer wenn Mathilda an Karl denken muss, sich nach seinem Einzug in die Wehrmacht Sorgen um ihn macht, dann holt sie das Glas Honig hervor und nimmt einen Finger voll Honig und leckt ihn genüsslich ab.
5 Kommentare zu “Winterhonig”
andreamaluga
ah, jetzt. also eigentlich hat es ja nix mit winter zu tun, oder?
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passions4books
Sie benutzt das Glas hauptsächlich im Winter, in der Zeit, in der auch das Essen knapp wird. Aber ja, es hat sonst nichts mit Winter zu tun :-)
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andreamaluga
verstehe! dankeschön ;-)
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andreamaluga
danke sehr für deinen ausführlichen bericht. aber was ist denn winterhonig?
schönste herbstgrüße, andrea
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passions4books
Schau mal ganz unten im Beitrag. Da es teilweise ein Spoiler ist, habe ich es unter mein Fazit/ meine Bewertung geschrieben :-)
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