[Werbung, da Rezensionsexemplar]
Als ich dieses Buch auf der Liste beim Bloggertreffen des Carlsen Verlages im Oktober auf der Frankfurter Buchmesse sah, wusste ich, ich muss es lesen. Und vor kurzem war es dann so weit und ich erhielt es per Post.
Die Autorin Martine Letterie hat dieses Buch in Zusammenarbeit mit dem Erinnerungszentrum Westerbork geschrieben. Westerbork war im 2. Weltkrieg ein Durchgangslager, also ein Lager, von wo aus die jüdischen Bürger in andere Vernichtungs- und Konzentrationslager gebracht worden sind. Das Buch basiert auf verschiedenen Interviews, die das Erinnerungszentrum mit jüdischen Kindern geführt hatte, die in diesem Lager gefangen waren. Martine Letterie schrieb diese Geschichten auf, um ein Buch gegen das Vergessen zu schreiben und um die Erinnerung an die 18.000 jüdischen Kinder und hundert Sinti-Kinder aufrecht zu erhalten, die von hier deportiert wurden und nie mehr zurück kamen. Zudem hofft sie hiermit, dass die Kinder, die dieses Buch vorgelesen bekommen, vernünftige Erwachsene werden und andere Menschen nicht ausschließen.
Das Cover:
Auf dem Cover sieht man mehrere Baracken sowie fünf Personen und eine Sonne. Diese Personen lächeln sogar und wüsste man nicht worum es hier geht, könnte man auch mit dem Titel „Kinder mit Stern“ auf eine schöne Geschichte hoffen. Auch im Buch selbst gibt es einige Bilder, die die Geschichte begleiten und verdeutlichen. Julie Völk hat es hiermit geschafft, das Buch noch etwas lebendiger zu machen und für Kinder anschaulicher.
Weitere Infos zum Buch findet ihr auf der Seite des Carlsen Verlags: Kinder mit Stern
Der Inhalt:
Martine Letterie erzählt hier 5 Geschichten aus Sicht jüdischer Kinder und wie sie den 2. Weltkrieg erlebt haben. Dabei beginnt sie beim Ausschluss der jüdischen Bevölkerungen von alltäglichen Dingen, wie dem Verbot mit der Bahn zu fahren oder auch Spielplätze zu besuchen und endet schließlich im Lager Westerbork, wo es um das nackte Überleben geht.
Meine Meinung:
Das Buch hat mich traurig gemacht. Es hat mich gefangen genommen. Und ich empfand beim Lesen so viel. Von Trauer über Wut und Mitleid bis hin zur Freude, denn Kinder können auch in aussichtslosen Situationen Dinge entdecken, die Freude bereiten.
Dadurch, dass die Autorin die Geschichten aus Sicht der Kinder geschrieben hat, entdeckt sie eine völlig neue Perspektive. Sie versteht es hervorragend die Unschuld der Kinder und ihr Unverständnis der Situation gegenüber zu vermitteln. Man erlebt als Leser die Welt aus Kinderaugen und das macht es umso trauriger, weil man selbst versteht, was dort vor sich geht, aber die Kinder können es nicht begreifen. Wieso darf man als Jude nicht mehr auf den Spielplatz, aber meine (deutschen) Freunde dürfen es? Wieso haben so viele Menschen Angst? Wieso werden Mama und Papa abgeholt und ich muss mich im dunklen Schrank verstecken? Viele Fragen werden nicht beantwortet, weil die Erwachsenen die Kinder schützen möchten vor der Grausamkeit der Welt. Bald wird aber klar, dass das nicht funktioniert. In diesem Buch erfährt man von Menschen, die unglaublich viel Angst haben, um sich, ihr Leben und das ihrer Kinder. Man erlebt Verrat von Menschen, die vorgaben Freunde zu sein, aber man erlebt auch mutige Menschen, die alles dafür gegeben hätten (selbst ihr eigenes Leben), um das Leben anderer zu schützen. Und an diesen Menschen sollte man sich ein Beispiel nehmen.
Mit 126 Seiten ist das ein Buch, was „mal eben schnell gelesen“ werden kann, aber es ist keinesfalls so schnell verdaut. Ich musste noch Tage danach daran denken und habe mich gefragt, wie Menschen so etwas jemals tun konnten. Jemand, der dieses Buch seinen Kindern vorlesen möchte, sollte etwas Zeit mitbringen, um seinen Kindern erklären zu können, worum es geht und was der tiefere Sinn dahinter ist. Zudem sollte man daran denken, dass es sich hier keinesfalls um eine rein fiktive Geschichte handelt, sondern dass die Autorin dieses Werk nach den Erinnerungen von jüdischen Kindern erstellt hatte.